*Gastbeitrag von Tatiana Morlock*
"Außer ein paar Stöcken und Steinen brauchen Kinder nichts zum Spielen." Aber stimmt das wirklich, oder denken wir das immer nur - einfach weil es toll klingt. Naturverbunden, bodenständig, sympathisch eben.
"Juhuuuu - Wir fahren in den Wald!"
Hochmotiviert für ein Naturerlebnis packe ich meine Jungs in den Fahrradanhänger und
kündige an: „Wir fahren in den Wald!“ Die spontane Begeisterung lässt zu wünschen übrig.
Mein Dreijähriger möchte lieber auf den Spielplatz, der Kleine zeigt keine nennenswerte
Reaktion. Das wird schon, denke ich, wenn wir erst im Wald sind. Auf einer kleinen
Lichtung halten wir an. Der Große möchte seinen Bagger – hab ich nicht dabei. Der Kleine
bleibt neben dem Anhänger sitzen und spielt am Rad herum. Ich warte ab. Der Große
sucht sich einen langen Stock und haut damit auf den Boden. Immerhin. Ich versuche, die
Laune mit Äpfeln und Broten zu verbessern. Nach unserem Picknick im Wald fahren wir
wieder nach Hause. Puh - das war irgendwie anders geplant.
Sind unsere Kinder heutzutage etwa unkreativ und verwöhnt?
Sind meine Kinder zu unkreativ für den Wald? Zu städtisch? Zu Spielplatz-verwöhnt?
Irgendwie will ich das alles nicht auf mir sitzen lassen. Ich plane einen zweiten
Waldausflug. Dieses Mal bin ich besser vorbereitet: ich nehme ein Seil mit. Nein, ich habe
nicht vor, meine Kinder damit solange an einem Baum zu binden, bis sie ihre Leideschaft
für Stöcke und Steine entdecken. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass es Kindern
leichter fällt, ihr Spiel an einem bestimmten Gegenstand auszurichten.
Wir spielen Schlangen fangen
Sozusagen als Icebreaker spielen wir zuerst Schlangen fangen. Dazu schwinge ich ein
Seilende auf dem Boden schnell hin und her, sodass es schlängelnde Bewegungen
macht. Die Kinder versuchen, die Schlange zu fangen, indem sie entweder nach dem Seil
greifen oder darauf treten. Wenn ihr dazu noch laut „Ssssssssss“ macht, ist euch auch die
Begeisterung der ganz Kleinen sicher :).
Irgendwann will mein Großer das Seil haben, um
ein Gehege für die Rehe zu bauen (das hat er neulich im Wildgehege gesehen). Schnell
spannen wir das Seil um ein paar Bäume und haben ein prima Gehege. Die Kinder
sammeln Kastanien und Tannenzapfen, um ihre „Rehe“ zu füttern. Natürlich wird das
Rehfutter auch wild herumgeworfen. Daraus entsteht unser nächstes Spiel: Wir werfen
einen Tannenzapfen über das gespannte Seil, schlüpfen dann unter dem Seil durch und
versuchen, den Zapfen auf der anderen Seite wieder zu fangen. Zugegeben: das klappt
fast nie, aber es ist unglaublich lustig. Die Kids sind schlecht im Fangen und ich bin sehr
ungeschickt darin, schnell unter dem (niedrig) gespannten Seil hindurchzuschlüpfen.
Werfen, Rennen und Fangen macht hungrig: wir lassen die „Rehe“ frei und machen
Brotzeit.
Wir basteln eine bunte Schnecke
Mein Großer ist (wie immer) als erster mit Essen fertig und fängt an, aus dem Seil eine
Schnecke auf den Boden zu legen.
Die dekorieren wir dann gemeinsam. Wir sammeln Naturschätze: Kastanien, Eicheln, Tannenzapfen und füllt damit jeder einen Abschnitt des Schneckenhauses. Toll schaut unsere Schnecke aus! Nach einem Abschiedsfoto mit Schnecke packe ich meine müden Krieger in den Fahrradanhänger und ab geht’s nach Hause. Schon nach fünf Minuten höre ich von hinten keinen Mucks mehr und genieße den Rest des Heimwegs die Ruhe im Wald ganz für mich alleine.
Fazit: Wir dürfen oft nicht zu viel von den kleinen erwarten - oft macht ein kleiner Spielanreiz richtig viel aus - und die Natur erledigt dann doch oft den Rest.
Danke liebe Tatjana für deinen inspirierenden Beitrag.
Tatiana ist Mama von zwei Jungs und Erfinderin von https://www.enemenekiste.com/ einer Box mit 80 spannenden Ideen was wir mit Kindern machen können.
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